La Côte – das andere Kiwi-Land

04. Februar 2019



Entgegen der verbreiteten Meinung ist Actinidia deliciosa keine exotische Frucht: Die Kiwi wird seit mehr als dreissig Jahren am Genfersee im Dorf Allaman VD biologisch angebaut. Entscheidend ist das Mikroklima auf dieser Mini-Halbinsel, die der Fluss im Lauf der Jahrhunderte am Seeufer ausgeformt hat.


«Dieser Lage verdanken wir sehr milde Temperaturen, ein vernachlässigbares Frostrisiko und äusserst fruchtbare Schwemmlandböden», erklärt Mathias Faeh. Der passionierte Bio-Obstbauer hat 2018 die «Domaine de la Pêcherie» in Allaman übernommen, wo der Hauptanteil der Schweizer Kiwis produziert wird. Das Mikroklima begünstigt ein dschungelartiges Wachstum: üppige Kiwi-Lauben, die zurechtgestutzt werden müssen, bevor mit dem Traktor durchgefahren werden kann. Das Ende der Ernte ist im November – und trotzdem: «Entgegen der verbreiteten Meinung ist die Kiwi keine exotische Frucht», präzisiert Mathias Faeh. «Sie stammt aus gemässigten Klimazonen in China und braucht für ihre Entwicklung strenge Winter.»


Das Kiwi-Anbauprojekt in der Region La Côte nahm seinen Anfang 1984, die Bio-Zertifizierung folgte 1994. Auf dem 15 Hektaren grossen Betrieb werden jährlich rund 400 Tonnen Kiwis der beiden Sorten Summerkiwi und Hayward produziert. Das entspricht mit achtzig bis neunzig Prozent fast der gesamten Schweizer Kiwi-Produktion. Im internationalen Vergleich ist es allerdings eine bescheidene Menge: Italien liegt mit jährlich 400 000 Tonnen Kiwis vor China und Neuseeland. Die biologisch produzierten Kiwis von Allaman entsprechen jedoch nur einem winzig kleinen Anteil des Schweizer Bedarfs, weshalb dieser hauptsächlich durch Importfrüchte gedeckt wird. «Wir würden gerne mehr produzieren und sind deshalb auf der Suche nach geeigneten Flächen», erklärt der Obstbauer.



Wer denkt, man könne einfach in eine dieser «Chinesischen Stachelbeeren» hineinbeissen, irrt sich: Sie sind nämlich steinhart. Beide Sorten brauchen Zeit zum Ausreifen. «Viele Konsumentinnen und Konsumenten wissen das nicht. Die Kiwi ist eine sogenannte klimakterische Frucht wie die Banane. Die hart gepflückte Frucht produziert nach der Ernte Äthylen, ein Gas zur Förderung der Reifung. Man kann sie während des Winters eine gewisse Zeit lang im Keller lagern. Wenn man die Reifung beschleunigen will, legt man sie zu anderen Früchten und überwacht den Prozess.»

Die biologische Anbauweise beschert dem Betrieb eine einzigartige Biodiversität. «Die starkwüchsigen Pflanzen müssen ausgelichtet und die Blüten teilweise ausgebrochen werden, damit sich die Früchte gut entwickeln. Der Anbau ist einfach, denn Kiwis sind weder anfällig für Pilzkrankheiten, noch sind sie bei den Insekten besonders beliebt.» Anspruchsvoll ist die Kultur einzig bezüglich der Wasserversorgung, die von einer mit Seewasser gespeisten Pumpanlage gewährleistet wird.

Übrigens, woher kommt eigentlich der eigenartige Name? «Mit ihrem Wuschellook gleicht die Frucht dem berühmten neuseeländischen Vogel, den die Maoris «kivi-kivi» nennen. Ein Naturwissenschaftler hat die unter dem Namen chinesische Stachelbeere bekannte Pflanze zu Kiwi umgetauft...» Schliesslich – und das ist kein Mythos – sind Kiwis echte Vitaminbomben, denn ihr Vitamin-C-Gehalt ist doppelt so hoch wie derjenige der Zitrusfrüchte.

Weitere Informationen: www.kiwisuisse.ch

Text: Véronique Zbinden
Bilder: zvg

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