Apfel-Guide: Finden Sie Ihren Lieblingsapfel
08.09.2025
Sie sind süss oder säuerlich, knackig oder weich und sie heissen Ladina, Natyra oder Bonita. Jeder Apfel ist anders. Doch welcher schmeckt am besten?
1200 unterschiedliche Apfelsorten sind in der Schweiz bekannt. Doch nur ein Bruchteil dieser Sorten wird im grossen Stil angebaut – 40 bis 50 Sorten, schätzt Jörg Streckeisen, Bio-Obstbauer im Thurgau.
Damit sich eine Apfelsorte bei den Konsumentinnen und Konsumenten durchsetzen kann, muss sie einige wünschenswerte Eigenschaften vereinen. Streckeisen: «Ein Apfel muss attraktiv aussehen, gut lagerbar sein und den Geschmack möglichst vieler Menschen treffen.»
Doch über Geschmack lässt sich streiten. Deswegen stellen wir Ihnen in diesem Beitrag unterschiedliche Sorten vor – vielleicht ist Ihr neuer Lieblingsapfel dabei.
Von süss bis säuerlich
Äpfel lassen sich in verschiedene Geschmacksrichtungen einteilen: süss, süss-säuerlich und säuerlich. Die Säure kommt von der Apfelsäure. In unreifen Äpfeln ist diese Säure besonders hoch und dient als natürlicher Schutz vor Insekten. Mit der Reife sinkt der Säuregehalt, wodurch der Apfel süsser schmeckt. In Nuancen unterscheiden sich die Äpfel ausserdem in ihrer Gewichtung von Süsse und Säure, in ihrer Festigkeit und im Aussehen sowie im Aroma.
Selbst ein süsser Apfel enthält Säure, allerdings überwiegt die Süsse. Als Snack für zwischendurch sind die süssen Sorten empfehlenswert. «Für Most, zum Kochen oder zum Backen sind sie aber zu süss», sagt Jörg Streckeisen.
Robuste süssliche Apfelsorten
Diese robusten Sorten gibt es überwiegend in Bio-Qualität:
Ladina: Leuchtend rot und aromatisch-säuerlich. Im Geschmack erinnert die robuste Sorte an Pfirsich oder Litschi. Erhältlich von Ende September bis Dezember – längere Lagerung ist ungünstig.
Natyra: Auch als Magic Star bekannt. Knackig, saftig, mit erfrischend zitronigem Aroma. Mittelgross, leuchtend rot, schorfresistent. Reif ab Mitte Oktober.
Bloss: Mittelgross bis gross, reif rosarot mit kleinen Tupfen. Sehr saftig, süss mit erfrischendem saurem Kick. Im Schweizer Handel als Bloss bekannt. Ein anderer Name ist Wurtwinning.
Robuste Sorten sind widerstandsfähig gegen typische Krankheiten wie Schorf, Mehltau oder Feuerbrand. Dadurch können sie mit weniger Pflanzenschutzmittel angebaut werden. Im Bio-Obstbau ist vorgeschrieben, dass keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen. Es sind lediglich naturidentische Mittel erlaubt, um Pilzkrankheiten und Schädlinge zu bekämpfen.
Pflanzenschutz ist im Bio-Obstbau eine Kombination aus Sorten- und Standortwahl, Pflegemassnahmen und Düngung. Baumabstand, Gehölzschnitt und die passende Sorte dienen dazu, die Widerstandsfähigkeit der Bäume zu stärken. Robuste Apfelsorten werden im Bio-Anbau bevorzugt und auch vom Bund gefördert. Für die Konsument:innen bedeuten robuste Sorten, dass weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt wurden.
Zu den robusten Apfelsorten zählen beispielsweise Topaz, Bonita, Ladina, Natyra, Bloss, Rustica, Juliet, Ecolette, Freya oder Swing.
Weitere süssliche Apfelsorten
Gala: Der meistangebaute Apfel der Schweiz und einer von denen, die als erstes geerntet werden können. Seine rot leuchtende Schale ist unverkennbar. Das Fruchtfleisch ist fest und knackig. Mit seiner kleinen bis mittleren Grösse ist er ein beliebter Snack-Apfel für jeden Tag und für alle, die es gern mild und süss mögen. Typisch ist sein leicht birniges Aroma.
Pinova: Eher klein bis mittelgross, vielseitig einsetzbar – frisch, gekocht oder gebacken. Lässt sich gut lagern. Aromatisch, leicht parfümiert.
Jonagold: Gross, gelb bis rot an der Sonnenseite. Lange lagerfähig. Schmackhaft ab Oktober bis zum nächsten Sommer.
Die meisten Äpfel, die es im Supermarkt, auf Wochenmärkten und im Hofladen zu kaufen gibt, sind süss-säuerlich. Sie treffen den Geschmack vieler Menschen, weil Süsse und Säure ausgeglichen sind. Deswegen gehören viele robuste Sorten in diese Kategorie.
Obstbäuerinnen und -bauern wählen für den Anbau Sorten aus, die gern gegessen werden und zugleich regelmässig hohe Erträge bringen und gut mit den klimatischen Bedingungen zurechtkommen. Sorten, die früh reifen, sind auch für höhere Lagen geeignet, spätere lassen sich auch in tieferen Lagen anbauen.
Ob eine Sorte sich durchsetzt, zeigt sich erst mit der Zeit. Apfelbäume tragen die ersten Früchte bereits nach zwei Jahren. «Den vollen Ertrag bringen Apfelbäume zwischen dem 5. und dem 15. Jahr. Nach 15 bis 20 Jahren müssen die Bäume ersetzt werden», sagt Jörg Streckeisen.
Robuste süss-säuerliche Apfelsorten
Diese robusten Sorten gibt es überwiegend in Bio-Qualität:
Topaz: Gelb-rot gestreift, knackig, süss und sauer zugleich. Eine der beliebtesten robusten Bio-Sorten. Schmeckt besonders gut nach zwei Monaten Lagerung im Winter. Schorfresistent, braucht weniger Pestizide. Gibt feines Apfelmus.
Bonita: Robuste Sorte. Kreuzung aus Topaz und Cripps Pink. Knackig, mit intensiven Aromen von Beeren, Kiwi und Mango. Dünne Schale, geerntet von Ende September bis Mitte Oktober. Gut lagerfähig, schmeckt auch im Winter frisch.
Alte Sorten sind vor allem im Hobby-Garten überaus beliebt. Fructus ist die Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten und setzt sich für den Erhalt einer grossen Sortenvielfalt ein. Im Sortenportrait stellt Fructus viele alte Apfelsorten vor und beschreibt auch die Anforderungen für den Anbau im eigenen Garten.
Weitere süss-säuerliche Apfelsorten
Einige Sorten haben sich weltweit durchgesetzt. Sie zählen nicht zu den robusten Sorten und sind teilweise anfällig für Krankheiten.
Braeburn: Kräftig im Geschmack, sehr saftig. Auch zum Kochen und Backen geeignet. Weil er viel Vitamin C hat, verfärbt er sich beim Aufschneiden nur langsam bräunlich. Jörg Streckeisen empfiehlt, ihn erst im Winter zu geniessen – dann entfaltet er sein volles Aroma.
Elstar: Mittelgross, knackig, frisch zu essen oder für Apfelmus geeignet.
Bei säuerlichen Äpfeln überwiegt der Säureanteil, während der Zuckeranteil eher gering ist. Früher galten auch säurebetonte Äpfel als Tafeläpfel. Heute empfinden wir sie meist als zu sauer und nutzen sie eher zum Mosten, Kochen oder Backen. Viele Sorten wurden im Lauf der Zeit süsser gezüchtet.
Boskoop: Herb und säuerlich, typischer Lagerapfel. Frisch geerntet ideal zum Kochen und Backen. Nach längerer Lagerung auch als Snack fein, wenn er etwas mürbe ist.
Robuste säuerliche Apfelsorten
Diese robusten Sorten gibt es überwiegend in Bio-Qualität:
Ecolette: Ein kleiner bis mittelgrosser robuster Apfel, der reif rosa bis rot wird. Sehr fest, und bis Januar lagerbar.
Rustica: Dunkelrot, mittelgross bis gross, erfrischend säuerlich. In der Schweiz gezüchtet. Gut lagerfähig, aromatisch bis in den Sommer hinein.
Nicht jede Apfelsorte landet im Supermarkt. «Es lohnt sich, auf Wochenmärkten und im Hofladen direkt bei den Bäuerinnen und Bauern nachzufragen und auch mal etwas Neues auszuprobieren», so Jörg Streckeisen.