Nachhaltigkeit und Import: Die Jackfrucht als Alternative zu Fleisch

12. Januar 2021

Haben Sie schon einmal Jackfrucht probiert? Und zwar nicht als Frucht, sondern als schmackhafte Fleischalternative. Wir sprechen mit Boris Leko, Gründer von Elephant Mountain, über die exotische Frucht, faire Handelsbeziehungen und Nachhaltigkeit in sozialen, ökologischen und ökonomischen Bereichen.

Jackfrucht – mehr als eine Frucht
Die Jackfrucht gilt als schwerste Baumfrucht der Welt und wird in tropischen Gebieten kultiviert. Die Hauptanbauländer sind Indien, Bangladesch, Thailand und Sri Lanka. Nicht zu verwechseln ist sie mit der Durian: Beide Früchte haben eine stachelige Schale und sehen recht ähnlich aus, sind aber ganz unterschiedlich. Eine Besonderheit der Jackfrucht ist die variable Verwendung je nach Erntezeitpunkt. Reif geerntet, ist sie als Frucht geniessbar und süss. Wird sie hingegen noch unreif geerntet und in Salz eingelegt, kann die Jackfrucht wie Gemüse zubereitet werden. In asiatischen Ländern gehört sie deswegen zu den Grundnahrungsmitteln. Das Fruchtfleisch kommt besonders als schmackhafte Zutat in Currys zur Verwendung. Hierzulande ist die exotische Frucht nicht mehr nur unter der vegetarischen und veganen Bevölkerung ein Geheimtipp: Auch experimentierfreudige Köche und Gourmets verwenden sie gerne in innovativen Rezepten.

Wie es die Jackfruit bis zu uns schafft
Boris Leko ist Gründer von Elephant Mountain, seine Firma importiert u.a. Bio-Jackfrucht und Bio-Kokoswasser aus Asien. Eine längere Asienreise und der Aufenthalt in Sri Lanka inspirierten ihn dazu, diese Lebensmittel unter hohen ethischen Standards aus biologischem Anbau in die Schweiz zu bringen.
Seit zwei Jahren gibt es die Elephant Mountain Bio-Jackfrucht nun bei Coop. Das Produkt wurde gerade mit der Bio Gourmet Knospe für besonders guten Geschmack ausgezeichnet.

Boris Leko, woher kommt die Bio-Jackfruit, die in der Dose bei Coop erhältlich ist und können Sie etwas auf den Geschmack eingehen?
Die Jackfrucht hat einen schönen Biss mit einer gewisse Fasrigkeit. Ich würde sie persönlich mit einer fleischigen Artischocke vergleichen. Kennengelernt habe ich sie insbesondere in vielfältigen Currys zusammen mit Reis. Man kann sie auch gut auf Pizza legen, zu einem würzigen Jackfruit Gulasch kochen oder die Fasern teilen und zu einem Burger verarbeiten. Auch direkt aus der Dose als Aperohäppchen mit etwas Olivenöl oder in einem Salat vermischt, bringen die Jackfruit Stückchen das gewisse Etwas in die Küche. Die Jackfruit ist extrem vielseitig nutzbar und daher eine spannende vegane Ergänzung im Essensplan für alle Gourmets.
Wichtig zu wissen: Die Jackfrucht von Elephant Mountain ist in einer natürlichen Salzlake eingelegt. Man kann sie auch kurz vor der Verarbeitung mit Wasser abspülen. Die Salzlake besteht nur aus Wasser, Salz und frischem Zitronensaft. Damit können wir auf andere Konservierungsmittel verzichten.
Wir beziehen die Jackfruit aus Sri Lanka. Dort arbeite ich mit Partner-Betrieben, die ich während Jahren gesucht und kennengelernt habe. Es ist viel Zeit in den Aufbau des Netzwerks geflossen, um die richtigen Hersteller zu finden, welche unseren hohen Anforderungen bezüglich Qualität, Nachhaltigkeit und Ethik gerecht werden. Wir pflegen einen sehr engen Kontakt mit unseren Partnern.

Wie können wir uns diese Handelsbeziehungen vorstellen und wie konkret wird Nachhaltigkeit gelebt?
Es beginnt bereits bei der Wahl des Ortes: Die Jackfruit Plantage ist nachhaltig gewachsen, die Wege zum Verarbeitungsbetrieb sind kurz.
Ein wichtiges Kredo lautet, dass wir der lokalen Bevölkerung nichts wegnehmen, sondern sie unterstützen. Elephant Mountain ist ein Kleinbetrieb und dennoch können wir einen Unterschied machen:

  • Die lokalen Arbeitsbedingungen sind gut: Die lokale Bevölkerung hat eine sinnvolle Tätigkeit und alle, die für uns arbeiten, werden fair entlohnt.
  • Die biologische Landwirtschaft wird in diesen Gebieten gestärkt, auf Pflanzenschutzmittel verzichtet.
  • Auch die nächste Generation wird auf diesem nachhaltig bewirtschafteten Gebiet anpflanzen können.

Welche ökologischen Grundsätze verfolgt die Firma Elephant Mountain mit den importierten Produkten?

Vor Ort soll ein Mehrwert generiert werden. Die Pflanzen kommen dort im Überfluss vor, der Export ist sehr willkommen. Mit den strengen Richtlinien von Bio Suisse können wir eine nachhaltige Wertschöpfung generieren und der Bevölkerung vor Ort eine gute Lebensgrundlage bieten. Zudem importieren wir die Jackfrucht bis in die Schweiz via Schiff und Lastkahn und verzichten auf Flugtransporte.

Nachhaltigkeit und Import – ein Widerspruch? Wie sinnvoll ist es, exotische Produkte aus dem Ausland zu kaufen?
Diese Frage liegt mir am Herzen und ich musste dies ganz ehrlich auch für mich herausfinden, da ich bereits lange Bio-Kunde bin und Nachhaltigkeit für mich persönlich sehr wichtig ist.
Inzwischen betrachte ich es differenziert: Regionales und saisonales Einkaufen ist wichtig und ein wertvoller Bestandteil der Nachhaltigkeit. Mit unseren Importen können wir jedoch auch einen Mehrwert bieten: Dadurch gibt es innovative, natürliche und gesunde Produkte, welche sonst bei uns nicht verfügbar wären. Es freut mich, wenn wir Konsumentinnen und Konsumenten für spannende Ergänzungen im Essensplan begeistern können.
Zum anderen sehe ich, dass wir ganz konkret viele positive Unterschiede vor Ort für die lokale Bevölkerung und auch für die biologische Landwirtschaft schaffen können. Wir bieten eine sichere Lebensgrundlage, setzen auf faire Handelsbeziehungen und unterstützen ökologische Grundsätze vor Ort. Es ist also auch ein nachhaltiger Mehrwert auf globaler Ebene.
Bei importierten Produkten ist es daher umso wichtiger, auf gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne zu achten. Deswegen wollten wir ganz klar die Knospe-Zertifizierung. Dafür war ich gerne bereit, eingeschränkter bei der Wahl der Partner zu sein und den langen Weg der Zertifizierungen zu gehen.

Zur Person

Boris Leko lebt mit seiner Familie in Basel. 2013 hat er sich für eine längere Reise nach Asien aufgemacht. Auf seinem 4-monatigen Aufenthalt in Sri Lanka hat er das lokale Kokoswasser schätzen gelernt und die Jackfrucht als Grundnahrungsmittel entdeckt. Noch vor Ort hat er entschieden, die genussvollen und gesunden Lebensmittel in die Schweiz zu bringen. Mit der Firmengründung Elephant Mountain begann ein langer Weg mit viel Herzblut und Durchhaltevermögen.
Boris Leko mit King Kokosnüssen in Sri Lanka

Elephant Mountain

Bio, hohe Qualität und möglichst naturnahe Verarbeitung ohne Schnickschnack sind das Kredo! Exotische und genussvolle Lebensmittel sollen in der Schweiz mit der Knospe Zertifizierung auf den Markt kommen: Fair, ökologisch und nachhaltig produziert. Ein zweites Standbein der Firma sind 100% natürliche und handverarbeitete Gins aus Grossbritannien mit Zutaten aus dem eigenen Bio Garten der Destillerie. Elephant Mountain beschäftigt vier Mitarbeiter und tüftelt derzeit an neuen Bio-Gin-Rezepturen.


Weitere Informationen: https://elephantmountain.ch/

Maya Frommelt im Gespräch mit Boris Leko, Bilder: Boris Leko
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