Kleines Brau-Team, grosse Bier-Vielfalt

05. Februar 2018




Die Basler Bio-Bier-Brauerei Unser Bier setzt auf Qualität. Darin war sich auch die Jury des ersten Swiss Beer Awards einig: Die Biere vom Gundeldinger Feld erhielten für alle sechs eingereichten Biere Medaillen – zweimal Gold, viermal Silber. Wichtiger als der Award sind für Braumeister Florian Schmid aber die Stimmen der Kundinnen und Kunden.


«Es ist sehr schwierig, ein Bier objektiv zu bewerten», sagt Florian Schmid, Braumeister von Unser Bier. Deshalb freut er sich zwar über die gewonnenen Beer Awards, bildet sich aber nichts darauf ein: «Verbesserungsmöglichkeiten gibt es immer», erklärt er, der selber gerne Bier trinkt – am liebsten Hopfen-betonte – aber keines als sein Lieblingsbier bezeichnen möchte. Das variiere, «je nach Tagesform, Ort, Uhrzeit und Gesellschaft.»

«Unsere Bestseller sind so genannte «normale» Biere», bilanziert Florian Schmid. «Das Blonde und Amber verkaufen sich am besten.» Sechs Wochen braucht es in der Regel, bis ein Bier bereit für das Abfüllen ist. Dann wird das Gebräu aus hohen Tanks zur Abfüllanlage geleitet. Auf Paletten wird das Leergut angeliefert, zur Anlage geführt, gereinigt und kontrolliert. Dann werden die Flaschen befüllt, verschlossen, etikettiert und von der Anlage in 10er-Harassen wieder ausgespuckt. Das Abfüllen erfolgt einmal pro Woche – es ist der strengste Tag für das Brau-Team, da auch einige Handarbeit anfällt.

Ist ein Bier-Wechsel angesagt, beispielsweise von Amber auf Winterbier, steht die Anlage still. An diesem Dienstag sorgt Jan Czerny, der dienstälteste Brauer, für die Chargentrennung, indem er im richtigen Moment den entsprechenden Hahn bedient und die Bier-Etiketten rechtzeitig auswechselt. Zum Brau-Team von Florian Schmid gehören zudem die beiden Brauer Fabian Lehner und David Regenass sowie der Auszubildende Gregor Haines. Für das arbeitsreiche Abfüllen wird das Brau-Team von sechs Helfern unterstützt.

Wer kauft nun das Bier der Bauerei, welche mit dem Slogan «Bier von hier statt Bier von dort» wirbt und vorwiegend Knospe-Biere produziert? Vertrieben werden die Biere einerseits durch mittlere Getränkehändler. Auch Coop ist eine wichtige Abnehmerin. Im Angebot hat Unser Bier die fünf ganzjährigen Biere Blond, Amber, Weizen, Aypiey und Schwarz. Dazu kommen Saison-Biere wie Sommer- und Winter-Bier sowie Drummler – das Fasnacht-Bier. Und dann gibt es jedes Jahr drei Bier-Spezialitäten. Das sind jene Biere, die auf einen Sud von 1300 bis 2000 Liter limitiert sind.

Spezialitäten wie Grünhopfen-, Porter- und Brot-Bier


Die jährlich lancierten Spezialitäten-Biere werden zuerst auf der Hundert-Liter-Anlage gebraut, welche auch zu Vorführzwecken während den Events, dem zweiten Standbein von Unser Bier, dient. Überzeugen die Neukreationen, werden sie für die Produktion im grösseren Stil vorgeschlagen. Einmal pro Jahr, legt Unser Bier dann die Spezialitäten-Biere für das Folgejahr fest. Welche Spezialitäten-Biere für 2018 vorgesehen sind, will Florian Schmid aber noch nicht verraten. Das wird dann unter anderem via Newsletter bekannt gegeben.


2017 gehörten das Grünhopfen-, Porter- und Brot-Bier zu den Spezialitäten. Während normalerweise Hopfen-Pellets genutzt werden, wurden für das Grünhopfen-Bier erntefrische Dolden verbraut. Das Porter-Bier ist dem angelsächsischen Bier-Stil nachempfunden – gemäss Florian Schmid ein für Hafenarbeiter entwickeltes, nahrhaftes kräftiges Bier, und im Fall von Unser Bier mit einem erhöhten Alkoholgehalt. Das Brot-Bier lancierten die Brauer als Zeichen gegen Food Waste. Es enthält einen Anteil von rund zwanzig Prozent Alt-Brot, allerdings nicht in Bio-Qualität, weshalb bei diesem Bier auf die Knospe verzichtet werden musste.

Bio-Hopfen setzt Grenzen


Die Rohstoffe zur Bier-Herstellung bezieht Unser Bier aus verschiedenen Quellen. Das Wasser stammt aus Basel, das Malz aus Bayern und der Hopfen zu vier Fünftel vom Knospe-Betrieb Schlatthof im solothurnischen Wolfwil, der vier Hopfensorten anbietet. Weil 2017 die Hopfenernte nur durchschnittlich ausfiel und die Nachfrage gross war, wird Unser Bier ein Drittel weniger erhalten als bestellt. Voraussichtlich kann Florian Schmid nun ausnahmsweise auf Lieferanten in Bayern ausweichen.



Doch auch bezüglich Einsatz von Hopfensorten sind Grenzen gesetzt, einerseits durch die Bio Suisse Richtlinien, anderseits durch das vorhandene Angebot. «Es gibt über 200 Hopfensorten. Die limitierte Verfügbarkeit und Auswahl schränkt uns bei der Entwicklung und Produktion von Bieren ein», erklärt Florian Schmid, um seine Aussage gleich wieder zu relativieren: «Das wahre Können zeigt sich, wenn man mit eingeschränkten Mitteln etwas erreichen kann. Wir haben uns ja bewusst für die Bio-Produktion entschieden. Und da nehmen wir es auch in Kauf, wenn es jeweils etwas mehr Vorlaufzeit braucht, um etwas zu realisieren.»


Brauerei Unser Bier: www.unser-bier.ch

 



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