Globale Welt: Was steckt hinter internationalen Bio-Knospe Produkten?

26.03.2024

Wir geniessen exotische Lebensmittel wie Kaffee, Mangos oder Schokolade. Und zwar am liebsten in Bio-Qualität. Was macht Bio Suisse für ihre Betriebe im Ausland und produzieren diese eigentlich unter denselben strengen Richtlinien wie die Schweizer Knospe-Betriebe?

Bio-Kaffee Produzent in Afrika auf Kaffeeplantage
Foto: FiBL

Wie viele Betriebe ausserhalb der Schweiz produzieren momentan für Bio Suisse?

Aktuell gibt es rund 2000 Betriebe im Ausland, die unter den strengen Richtlinien von Bio Suisse produzieren. Wir nennen diese zertifizierten Betriebe Bio Suisse Organic-Betriebe. Sie sind rund um den ganzen Globus verteilt und sehr wichtig für uns, denn nur durch sie können wir auf ein Bio-Vollsortiment zurückgreifen.

Bio Suisse gestattet die Knospe-Vermarktung von importierten Bio-Produkten, um das ganze Jahr über ein breites Knospe-Bio-Sortiment anzubieten, Schweizer Produkte zu ergänzen und den weltweiten Bio-Landbau zu fördern. Im Detail:

  • Förderung des Biolandbaus weltweit: Bio Suisse möchte den Biolandbau überall auf der Welt fördern. Über 2'500 Betriebe und Kooperativen mit mehreren tausend Kleinbäuerinnen und -bauern in mehr als 70 Ländern arbeiten nach den Bio Suisse Richtlinien. Das hat einen positiven Einfluss auf den Biolandbau weltweit.
  • Internationale Relevanz: Die strengen Richtlinien von Bio Suisse sind weltweit richtungsweisend. Durch die internationale Ausrichtung erhält Bio Suisse auch mehr Gewicht in der Schweiz.
  • Sortimentserweiterung: Importe ermöglichen es, Produkte anzubieten, die in der Schweiz nicht oder nicht in ausreichender Menge produziert werden können, zum Beispiel Kaffee, Kakao, Gewürze oder Zitrusfrüchte.
  • Unterstützung inländischer Produkte: Der Absatz von Schweizer Produkten kann durch Importe gefördert werden, beispielsweise bei einem Mangojoghurt, der Importfrüchte enthält.
  • Marktversorgung und Ausgleich von Schwankungen: Importe helfen, den Markt gleichmässig zu versorgen und Angebotsfluktuationen auszugleichen. So können wir ganzjährig ein nachhaltig produziertes und gehandeltes Knospe-Vollsortiment anbieten.
  • Regulierung unvermeidbarer Importe: Die Schweiz hat bei Lebensmitteln einen Selbstversorgungsgrad von nur etwa 50 Prozent. Die Bio Suisse Knospe ermöglicht es den Schweizer Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern, bei diesen unvermeidbaren Importen mitzubestimmen und Einfluss zu nehmen.
  • Qualitätsgarantie: Die Bio Suisse Knospe garantiert eine hohe Qualität im Anbau und in der Verarbeitung, was den Konsumenten eine breite Palette an hochwertigen Bio-Produkten bietet. Importierte Knospe-Produkte erfüllen die strengen Anforderungen von Bio Suisse.
  • Umweltbilanz: Die Transportdistanz ist für die Gesamtumweltbilanz weniger ausschlaggebend als die Zusammensetzung der Mahlzeit, insbesondere in Bezug auf tierische Produkte.

Die Knospe gibt es in drei Ausführungen:

  • Schweizer Knospe-Produkte tragen die Knospe mit Schweizer Kreuz und der Bezeichnung «Bio Suisse».
  • Knospe-Produkte mit über 10 Prozent ausländischer Rohstoffe tragen die Knospe mit der Bezeichnung «Bio» ohne Schweizer Kreuz.
  • Produzenten, die auf Bio umgestellt haben, tragen in den ersten zwei Jahren die Bio Suisse Knospe mit der Bezeichnung «Umstellung».

Lesen Sie hier mehr über die drei Knospe-Label mit «Bio Suisse», «Bio» und «Umstellung».

Zwei Hände halten biologisch angebauten Reis
Foto: FiBL

Wie werden die ausländischen Betriebe aufgrund des Betriebsprofils eingeordnet?

Die Betriebsprofile sind sehr unterschiedlich. Aber es gibt eine Kategorie, die wir besonders hervorheben wollen: Es sind die Kleinbauerngruppen. Das sind rund 120 Bio Suisse Organic-Gruppen, wovon 60 in Mittel- und Südamerika und je rund 20 Gruppen in Afrika, Asien und Europa sind. Diese Kleinbauerngruppen umfassen insgesamt über 100‘000 einzelne Bäuerinnen und Bauern. Die meisten davon haben eine landwirtschaftliche Nutzfläche von unter 5 ha. Bio-Kakao, Bio-Rohrzucker und Bio-Reis sind mengenmässig die wichtigsten Produkte von Kleinbauerngruppen. Wir möchten ihre spezifischen Bedürfnisse stärker wahrnehmen und sie dadurch auch besser fördern.

Schweizer und ausländische Bio-Knospe-Produkte: Haben Sie es gewusst?

Bio Suisse setzt sich primär für die Entwicklung der Knospe und des biologischen Landbaus in der Schweiz ein. Mehr als 80 Prozent der Knospe-Produkte stammen aus der Schweiz. Sie erfüllen einen Produktionsstandard, der weit über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht. Das gilt auch für die importierten Bio-Knospe-Produkte: Sie erfüllen die gleichen strengen Richtlinien und werden jährlich durch unabhängige Kontrollstellen auditiert. Daher können sie mit dem Knospe-Logo vermarktet werden (allerdings ist es das Knospe-Logo ohne Schweizer Kreuz). 

Maisplantage in Afrika
Foto: FiBL

Was macht die Kleinbauerngruppen so besonders, und warum will Bio Suisse sie fördern?

Wie es der Name bereits sagt, sind in solchen Gruppen Kleinbäuerinnen und -bauern organisiert, die Familienbetriebe sind. Sie produzieren 80% aller weltweit konsumierten Lebensmittel und sind somit enorm wichtig für die Welternährung. Bio Suisse sieht die Notwendigkeit Kleinbauerngruppen zu fördern, damit sie ihren wichtigen Beitrag zu einer biodiversen, resilienten und gerechten Produktion weltweit leisten können. Der Fokus liegt auf Kleinbauerngruppen in einkommensschwachen Ländern. 

Nathalie Windlin, Bio Suisse

Wie sehen die Fördermassnahmen durch Bio Suisse aus?

Wir haben potenzielle Massnahmen gesammelt. Diese werden aktuell danach eingestuft, wie sinnvoll, wirksam und machbar sie sind und priorisiert. Wir stehen in Kontakt mit einigen Bio Suisse Organic-Gruppen, Exporteuren und Importeuren. Uns ist es ein Anliegen, die Schwierigkeiten der Kleinbauerngruppen zu kennen, um dies beispielsweise bei der Richtlinienentwicklung zukünftig besser berücksichtigen zu können.

Zur Person
Nathalie Windlin studierte Agrarwissenschaften an der ETH Zürich und ist seit zwei Jahren als Fachspezialistin im Bereich International für die Richtlinienentwicklung zuständig. Sie hat bei Pro Natura und verschiedenen politischen Ehrenämtern wertvolle berufliche Erfahrungen gesammelt.