Wo Reis und Essig verarbeitet werden: Zu Gast bei Nutrex

09. Mai 2023

Egal ob Basmati, Risotto oder Vollkornreis: In der Reismühle Nutrex in Brunnen (SZ) werden jährlich über 13‘000 Tonnen Reis in 70 verschiedenen Sorten produziert. Im neuen Essigwerk sind es 55 Sorten aus der ganzen Welt. Mehr über das neue Essigwerks, Food Waste und Herausforderungen in der Verarbeitung erfahren Sie von CEO Gerhard Marty.

Gerhard Marty, was sollte man über die Reis- und Essigverarbeitung wissen?

In so einem Päckchen Reis steckt jede Menge Arbeit. Jedes Reiskorn wurde von einem Menschen ausgesät, gepflegt und geerntet. Wir verfolgen eigene, nachhaltige Anbauprojekte in Thailand und Indien und setzen dabei auf stabile und langjährige Partnerschaften. Die Wertschöpfung für die produzierenden Landwirte und Landwirtinnen muss da sein. Reis ohne den Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden ist gesund und gefragt. Reis ist zwar ein Massenprodukt, es steckt aber viel Handarbeit drin. Und auch Essig ist ein Naturprodukt, welches wir hier bei uns fertig verarbeiten.

Über Nutrex

Nutrex konnte 2022 das 80-jähriges Jubiläum feiern, die Reismühle 66 Jahre in Brunnen. Das neue Essigwerk wurde vergangenes Jahr direkt bei der Reismühle neu in Betrieb genommen und eröffnet. Nutrex gehört zur Division der Coop Genossenschaft. Die meisten verpackten Reis- und Essigwaren im Schweizer Detailhandel stammen von Nutrex in Brunnen.

Ist die Bio-Verarbeitung bei diesen Produkten anspruchsvoller als bei konventionellem Reis bzw. Essig?

Wir produzieren sowohl biologische als auch konventionelle Produkte hier in Brunnen. Für den Essig haben wir sechs Fermenter Anlagen, gewisse davon sind nur für die Bio-Produktion. Hier unterscheidet sich der Säuregrad etwas, konventioneller Essig ist weniger sauer – dies hat mit der Verdünnung zu tun, was bei Bio nur reduziert zugelassen war. Beim Reis setzt Bio den Standard. Wenn wir in grossen Massen verarbeiten, beginnen wir beim höchsten Standard, also mit Bio. Das ist effizienter, so kann die Maschine weiterlaufen. Wir müssen sicherstellen, dass keine Spuren der konventionellen Ware in die Bio-Charge geraten.

Die Reise eines Reiskorns bis zum fertigen Produkt – können Sie einen Einblick geben?

Im Ursprungsland wird der Reis angebaut, geerntet, getrocknet, entspelzt und erstmals gereinigt. Danach kommt der Reis zu uns in die Schweiz. Hier wird er erst in einem Silo gelagert und CO2 behandelt, um die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten.

Danach wird das Reiskorn in der Mühle geschliffen, gereinigt, sortiert und poliert. Ebenfalls wird noch eine Qualitätskontrolle durchgeführt. In der Abpackstation wird der gebrauchsfertige Reis schliesslich in die richtige Verpackung abgefüllt.

Wie gestaltet sich der Arbeitsalltag als CEO bei Nutrex?

Mit rund 50 Mitarbeitenden sind wir relativ klein. Das heisst für mich als CEO auch, das ich dort einspringe, wo es mich braucht. Ich habe tolle Mitarbeiter-innen in jedem Bereich und trotzdem beschäftige ich mich mit der Beschaffung ebenso wie mit Personal, Lieferanten, Anbauprojekten und Produktion. Es fällt auch einiges an Reisetätigkeit an. Ich möchte zum Beispiel in den Anbauprojekten herausfinden, was aktuelle Themen sind, ob es Unterstützung braucht oder etwas optimiert werden könnte. Ausserdem habe ich immer ein offenes Ohr für Kundinnen und Kunden, Partner, Lieferanten und auch für unsere Mitarbeitenden.

Was hätten Sie gerne schon früher gewusst?

Nur aus guten Rohstoffen kann man ein gutes Endprodukt machen. Das gilt sowohl für Reis als auch für Essig. Doch auch wie das Endprodukt entsteht, ist wichtig. Wie man mit Ressourcen umgeht und nachhaltig wirtschaftet. Am Produktionsstandort Brunnen produzieren wir seit vielen Jahren CO2-neutral. Ich lege viel Wert auf Nachhaltigkeit und denke, man tut sich gut daran, schon früh Wert ein Augenmerk darauf zu legen. Das beginnt beim Produktionsstandort bzw. Bau, den Materialen, der Verpackung. Auch Food Waste ist ein wichtiges Thema für viele verarbeitenden Betriebe. Wie man mit Abfällen bzw. Nebenprodukten umgeht.  

Welche Bestrebungen unternehmen Sie bei Nutrex gegen Food Waste?

Ein sorgfältiger Umgang mit Lebensmitteln ist wichtig. Es gilt der Grundsatz “Vermeiden kommt vor Verwerten und Entsorgen“. Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können, spenden wir an “Tischlein deck dich“. Nebenprodukte aus der Reismühle wie Schleifmehl oder Bruchreis, werden zu 100% verwertet, zum Beispiel für Tierfutter. Wir haben spannende Zukunftsprojekte, um Reste auch für die menschliche Ernährung wiederzuverwerten.

Zur Person

Gerhard Marty arbeitet seit knapp 20 Jahren bei Nutrex. Er stieg als Produktionsleiter ein, nach diversen Stationen und Weiterbildungen ist er in als Geschäftsleiter von Nutrex tätig. Er wohnt in Brunnen und hat eine Tochter.  

Interview: Maya Frommelt, Fotos: vZg Nutrex

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