Mehr Bio, weniger chemisch-synthetische Pestizide
Für Bio Suisse ist der Aktionsplan Pestizide des Bundes ein überfälliger Schritt. Der Dach-verband der Biobauern bezweifelt allerdings, dass sich die Probleme – Rückstände in Gewässern und Lebewesen, Biodiversitätsverlust, Bienensterben – längerfristig mit kleinen Schritten lösen lassen. Mehr Bio würde automatisch zu weniger chemisch-synthetischen Pestiziden führen. Der Verband fordert deshalb eine Strategie zum Paradigmenwechsel und zum mittelfristigen Ausstieg aus der Chemie-Landwirtschaft.
In den Gewässern, in der Nahrung und im Menschen findet sich eine Vielzahl von Pestizidrückständen in teilweise alarmierenden Konzentrationen. Eine ganze Reihe davon ist aktuell unter Beschuss – darunter das meistverkaufte Pestizid Glyphosat, weil es als wahrscheinlich krebserregend für den Menschen eingestuft wird.
Der Biolandbau verzichtet auf chemisch-synthetische Pestizide. Statt die Natur mit der Spritze abzutöten, arbeitet er mit ihr. Fruchtfolgen, gesundes Bodenleben, robuste Pflanzen und Nützlinge in einer vielfältigen Umgebung machen den Chemie-Einsatz überflüssig. Bio-Pflanzenschutzmittel wie Fenchel- oder Rapsöl, Schmierseife oder Lockstoff-Insektenfallen wirken unterstützend und hinterlassen kaum Rückstände in der Natur.
Statt des eher mutlosen «Aktionsplans zur Risikoreduktion» mit kleinen Schritten verlangt Bio Suisse einen mittel-fristigen Ausstiegsplan aus der Chemie-Landwirtschaft. Dieser umfasst neben einer stärkeren Förderung von pestizidarmen oder -freien Produktionsweisen auch mehr Input für die Bio-Forschung, -Beratung und -Züchtung.
Auf dem Weg zum Ausstieg ist der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden strikt zu kontrollieren und
mit einer Lenkungsabgabe zu verteuern. Bei der Anwendung sind Schutzdistanzen zu Bioparzellen, Wohn-gebieten oder natürlichen Flächen einzuhalten, was heute nur bei Helikopter-Sprühflügen vorgeschrieben ist. Das Zulassungsverfahren ist strenger zu regeln und einer unabhängigen Behörde zu übertragen. Und die Zulassungsdaten sind offenzulegen, sodass sie überprüfbar werden.
Dass zugelassene Mittel sich als schädlich erweisen, ist die Regel und nicht die Ausnahme. In der Schweiz wurde zwischen 2005 und 2014 mehr als einem Viertel der Mittel die Zulassung entzogen. In der EU wurde die Zahl der Pestizidwirkstoffe zwischen 1993 und 2009 um 70 Prozent gesenkt.
Die Entwicklung eines neuen Pestizids kostet aktuell rund 250 Millionen Franken. Daraus lässt sich ableiten, dass chemisch-synthetische Pestizide nur ein teurer Umweg zu nachhaltigeren Verfahren sind. Sie sind ein Auslaufmodell, weshalb auch die Chemie-Industrie nach Alternativen sucht.
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Medienkontakt:
Martin Bossard, Leiter Politik Bio Suisse, 076 389 73 70, martin.$ bossard@bio-suisse. ch
Lukas Inderfurth, Leiter Medienstelle Bio Suisse, 061 204 66 25, lukas. inderfurth@bio-suisse. ch
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