Bio Suisse übernimmt Verantwortung für ein Ernährungssystem mit Zukunft

Die Fakten liegen auf dem Tisch, der Handlungsbedarf ist bekannt. Trotzdem fehlt dem Parlament der Mut für eine notwendige Transformation von Landwirtschaft und Ernährung zum Schutz von Klima und Biodiversität. Bio Suisse baut das Bio-Angebot aus und trägt so noch mehr bei für ein nachhaltiges Ernährungssystem. Die Hoffnung auf den späteren autonomen Nachvollzug durch die Politik bleibt.

Ob mit oder ohne gute Agrarpolitik: Bio Suisse leistet mit ihren Partnern am Markt und den Konsument:innen weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung des Ernährungssystems. Und der Bedarf steigt. So bietet Bio vielen Produzenten Chancen: Im Rahmen der Ackerbauoffensive werden zurzeit rund 15'000 Hektaren Ackerflächen für Bio-Produkte gesucht. Der Nutzen, den diese Betriebe für die Allgemeinheit bringen ist bekannt: Hohes Tierwohl ist Standard. Bio Suisse-Betriebe weisen überdurchschnittlich viel Biodiversität auf (Chevillat und Stöckli 2022), entlasten die Umwelt von Kunstdünger und chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln (Sanders und Heß 2019) und sind gut für das Klima (Hülsbergen et al. 2023). Und Bio-Konsument:innen leben gesünder und weisen einen deutlich kleineren ökologischen Fussabdruck auf (Baudry et al. 2019). 

Politik verweigert Verantwortung   

Das Parlament hätte eine stimmige, zukunftsgerichtete Agrarpolitik machen können. Zur Agrarpolitik lagen bis zuletzt Anträge vor, die eine realistische Klima- und Biodiversitätspolitik sowie eine Weiterentwicklung des Tierwohls ermöglicht hätten. Die nun beschlossene mutlose Agrarpolitik gilt bis mindestens zum Schlüsseljahr 2030. Gemäss der nationalen Klimastrategie müssen bis 2030 die Treibhausgase in der Schweiz um 50% und in der Landwirtschaft um 20% gesenkt werden. Der Schutz der Biodiversität muss deutlich verstärkt werden, weil es sonst bald nichts mehr zu schützen gibt.  

Verschiedene Nachbarn, allen voran Österreich, Bayern und Baden-Württemberg setzen stark auf Bio. Auch die EU macht mit ihrer Vom-Hof-auf-den-Tisch- und ihrer Biodiversitätsstrategie vorwärts. Wegen der grossen Vorteile des Biolandbaus wird in der ganzen EU ein Anteil von 25 Prozent Bio bis 2030 angestrebt. Die Entwicklung soll über eine stärkere Bio-Förderung im Anbau und gleichzeitig über eine grössere Nachfrage erfolgen.

Hintergrund: Diese Chancen hat das Parlament verpasst (Landwirtschaftsgesetz) 

Artikel 2, Abs. 6 Massnahmen des Bundes 

Die Massnahmen des Bundes sollen zur Anpassung an den Klimawandel und zur Reduktion der Treibhausgasemissionen beitragen. 

► Dies ist wichtig für Bio Suisse bei der Umsetzung der eigenen Klimastrategie. 

Artikel 6c Absenkpfad Treibhausgase 

Die bereits beschlossenen Klimaziele des Bundes werden im Gesetz festgeschrieben. Die Branchen erhalten die Möglichkeit, ihre eigenen Pläne zu entwickeln und umzusetzen. 

► Dies gibt Bio Suisse Handlungsspielraum und mehr Verantwortung. Wir können damit besser auf die zunehmenden Anforderungen des Handels im Klimabereich eingehen. 

Artikel 6d Aufbaupfad Tierwohl 

Beim Tierwohl ist die Schweiz Spitze, aber die EU schläft nicht. Es soll gezielt ausgebaut werden – im Interesse der Schweizer Landwirtschaft. 

► Dies hilft der Schweizer Landwirtschaft und auch Bio Suisse, ihre bereits hohen Standards weiter zu entwickeln und sich durch tierfreundliche Produkte gegen ausländische Konkurrenz zu behaupten. 

Artikel 17 Einfuhrzölle 

Bei der Festsetzung der Zölle soll neu nicht nur die Versorgungslage und die inländische Produktion berücksichtigt werden, sondern auch die Nachhaltigkeit. 

► Dies hilft der nachhaltigen Schweizer Landwirtschaft und damit auch der Bio-Branche. 

Artikel 73 Biodiversitätsbeiträge 

Neben den bisherigen Biodiversitätsbeiträgen sollen auch besondere Leistungen in diesem Bereich vergütet werden. Die Beratung hat sich in Pilotversuchen als sehr effizient erwiesen und soll ebenfalls unterstützt werden. 

► Biodiversität ist stark im Rückgang begriffen und muss stärker gefördert werden. Die Massnahme ist Bio-Betrieben sehr willkommen, die sich überdurchschnittlich für die Biodiversität engagieren. 

Artikel 75c bis, Produktionssystembeiträge 

Besonders klimafreundliche Betriebe sollen einen Beitrag erhalten. 

► Dies dient der Erreichung der Klimaziele des Bundes. Bio-Betriebe sind bereits unterwegs und sind auf diese Unterstützung angewiesen. 

Artikel 75d Produktionssystembeiträge 

Die Tiergesundheit soll mit einem Beitrag zielgerichtet gefördert werden. 

► Dies dient dem Tierwohl aller Betriebe und damit auch den Bio-Betrieben, die solche Massnahmen schon viele Jahre durchführen. 

 

Diese Chance hat das Parlament genutzt

Artikel 160b Parteistellung in Verfahren betreffend Pflanzenschutzmittel 

Die Pflanzenschutzmittelzulassung muss sicherstellen, dass schädliche und lästige Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt unterbleiben. Der Artikel stellt sicher, dass auch die Zivilgesellschaft Einblick in die Zulassungsverfahren enthält. Der Artikel wie vom Bundesrats vorgeschlagen ist eine Umsetzung eines Gerichtsentscheids. Die Version der WAK-N schwächt hingegen die Zivilgesellschaft erheblich und unnötig. 

► Bio- und konventionelle Betriebe sind regelmässig von unerlaubten und unerwünschten Pflanzenschutzmittelrückständen betroffen. Die Böden und das Grundwasser, die Gewässer, die Luft und auch die Wohngebiete sind flächendeckend damit belastet. Umso wichtiger ist ein sorgfältiges Zulassungsverfahren unter Beteiligung der Zivilgesellschaft. 

Quellen

Baudry, J. et al. (2019). Improvement of Diet Sustainability with Increased Level of Organic Food in the Diet: Findings from the BioNutriNet Cohort. The American Journal of Clinical Nutrition 109(4): 1173–88 

Chevillat, V. und S. Stöckli (2022). Entwicklung von Biodiversitätsfördermassnahmen auf konventionellen und biologisch bewirtschafteten Betrieben von 2015 bis 2020: 38 

Hülsbergen, K.-J. et al. (2023). Umwelt- und Klimawirkungen des ökologischen Landbaus. Weihenstephaner Schriften Ökologischer Landbau und Pflanzenbausysteme (1. Auflage.). Berlin: Verlag Dr. Köster 

Sanders, J. und J. Heß (Hrsg.) (2019). Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft. DE: Johann Heinrich von Thünen-Institut 

9. März 2023
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